Digitale Medizin für eine individuelle Versorgung

Big Data ist längst Teil moderner Diagnostik und Therapie. KI-gestützte Auswertungen, die elektronische Patientenakte und Robotik im OP optimieren die Patientenversorgung. In der Universitätsmedizin Dresden wird zu weiteren Einsatzbereichen geforscht. Ziel ist eine exzellente Medizin für alle: menschlich orientiert, wissenschaftlich fundiert, digitalisiert.

Das Gesundheitswesen verändert sich rasant. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist in vielen Bereichen der modernen Patientenversorgung nicht mehr wegzudenken. Längst ist die Technologie in den OP-Sälen, Behandlungsräumen und Laboren angekommen, in vielen weiteren Bereichen ist dies nur noch eine Frage der Zeit. Das Universitätsklinikum Dresden verfolgt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät eine Digitalstrategie, in der klinische Praxis, Forschung und Lehre eng verzahnt sind. Mit drei Da-Vinci- und einem HUGO-OP-Roboter, aber etwa auch in der Telemedizin – um nur zwei Einsatzbereiche zu nennen - ist der Einsatz digitaler Technik seit Jahren gelebte Praxis in der Versorgung von Patientinnen und Patienten auf höchstem Niveau. Dabei profitiert der Standort von einem exzellenten Umfeld und arbeitet eng mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen im DRESDEN-concept, vier Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden NCT/UCC sowie einer wachsenden MedTech-Industrie in der Region zusammen.

Forschung: Wo kann KI die Krankenversorgung verbessern?

Insbesondere die medizinische Versorgung der Menschen abseits der großen Ballungsgebiete ist eng an die Entwicklungen der Telemedizin geknüpft. Auch hier spielt Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. Schon jetzt ist es möglich, Erkrankungen mithilfe KI-gestützter Technologie noch früher zu erkennen, zum Beispiel in der Onkologie. Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Frage, in welchen anderen Bereichen diese Technologie eine noch bessere und schnellere Versorgung möglich machen kann. Zugleich werden in der Forschung Lösungen für einen sicheren und datenschutzkonformen Einsatz der KI gesucht.

Best Case: Präziser und früher diagnostizieren

Das Universitätsklinikum Dresden setzt die Chancen von Big Data und Digitalisierung schon in vielen Bereichen ein, beispielsweise in der Radiologie, in der Dermatologie und in der Pathologie ein. Medizinerinnen und Mediziner haben zum Beispiel maßgeblich das digitale Organspende-Tool DETECT mitentwickelt, in dem ein fester Algorithmus – keine KI – digitale Patientendaten auswertet und damit die Ärztinnen und Ärzte unterstützt, potenzielle Organspendende zu identifizieren.

Der Bodyscanner in der Dermatologie ermöglicht die Analyse kleinster Hautveränderungen mittels Künstlicher Intelligenz.

Andere Projekte setzen Künstliche Intelligenz ein: Die Technologie nutzt eine riesige Datenmenge, um diese in Sekundenschnelle etwa mit einem Bildbefund abzugleichen.

Beispiel Mammografie: Hier läuft bei der Bildauswertung im Hintergrund automatisch eine Software mit, die die Aufnahmen der Brust mit mehr als fünf Millionen anderen Bildern vergleicht, bereits kleinste Veränderungen markiert und somit Radiologinnen und Radiologen beim Auffinden von Krebsvorstufen unterstützt. Ähnlich funktioniert KI beim Bodyscanner in der Dermatologie, der kleinste Hautveränderungen aufspürt und eine frühe Diagnose und Therapie ermöglicht.

Zukunftsprojekt: Patientinnen und Patienten am richtigen Ort versorgen

Künstliche Intelligenz soll künftig auch die Akutversorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten verbessern. Im Rahmen des Forschungsprojektes ARAS wird ein KI-gestützter Algorithmus entwickelt, der Rettungsdienste künftig bei der Zuweisung in Krankenhäuser unterstützt. Ziel ist es, mithilfe von KI Betroffene schneller der notwendigen medizinischen Infrastruktur zuzuführen und dadurch den Zugang zur bestmöglichen Versorgung zu gewährleisten.

Insbesondere bei einem akuten Schlaganfall ist eine schnelle Behandlung entscheidend – das ist im ländlichen Raum eine Herausforderung, welcher mit Telemedizin und KI begegnet werden kann. Expertinnen und Experten aus Medizin und Wissenschaft entwickeln im Forschungsprojekt am Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit einen Algorithmus, der mittels KI in Sekundenschnelle ermittelt, welches Krankenhaus der Rettungsdienst anfahren soll. Berücksichtigt werden dabei etwa verfügbare Ressourcen wie CT-Bildgebung oder Notwendigkeit der endovaskulären Therapien, aber auch die Verkehrsinfrastruktur und die Transportzeit.

Zukünftig könnte der Algorithmus für breitere regionale Anwendungen, beispielsweise in Nachbarstaaten, skaliert und für andere medizinische Notfälle wie Herzinfarkte oder die Trauma-Versorgung, angepasst werden. Das Projekt dient als Grundlage für fortschrittliche Machine-Learning-Tools und weitere klinische Studien und trägt so zu einer nachhaltigen und optimierten Gesundheitsversorgung in Notfallszenarien bei.

Mit dem Netzwerk KIMed wurde im April 2025 eine Initiative gestartet, die den datenschutzkonformen Einsatz von KI in der Medizin fördert. Das Projekt bringt medizinische, technische und ethische Expertisen zusammen. Das Zentrum für Medizinische Informatik (ZMI) baut ein zentrales Verzeichnis auf, welches den Zugang zu Datenquellen, Algorithmen und KI-Tools strukturiert und vereinfacht – ein Baustein für sichere, transparente und verantwortungsvolle Innovation.

„Wir wollen die Expertise und Ressourcen der medizinischen KI-Community in Sachsen zusammenbringen, um gemeinsam Ideen und Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.“

Prof. Martin Sedlmayr, Direktor des ZMI

Künstliche Intelligenz vor Ort

Innovationen zu AI und Digitalisierung